Johann Hinrich Wichern wurde am 21. April 1808 als ältestes Kind von fünf Geschwistern in Hamburg geboren. Als er 15 Jahre alt war, starb sein Vater. Nun musste er für den Unterhalt der Familie sorgen und deshalb die Schule verlassen. Mit 18 Jahren war er Hilfslehrer an einem Erziehungsinstitut. Der Leiter dieser Einrichtung erkannte, dass Johann Hinrich Wichern gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen konnte und förderte ihn. J. H. Wichern machte sein Abitur nach und studierte anschließend evangelische Theologie. Nach seinem Examen in Hamburg arbeitete er in dieser Stadt an einer Sonntagsschule. Hier unterrichtete er Kinder, die in ärmsten Verhältnissen leben mussten. Da reifte in ihm die Idee, eine Kinderrettungsanstalt zu gründen.
Mit der Unterstützung wohlhabender Bürger gründete J. H. Wichern das “Rauhe Haus”. Gefährdeten Jugendlichen, ungeachtet ihrer Konfession, bot er dort Unterkunft und Erziehung.
Seine Arbeit baute er auf Glauben, Freude, Liebe und Vertrauen auf.
Ihm war wichtig,
Allmählich entstanden weitere Häuser, Werkstätten und ein Brüderhaus, in dem J. H. Wichern Erzieher ausbildete. Neben dieser Arbeit setzte er sich für die Unterdrückten ein. Er wurde persönlicher Berater des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. In dieser Eigenschaft kontrollierte er die Gefängnisse und forderte 1851 eine Reform des Strafvollzugs. Am 7. April 1881 starb Johann Hinrich Wichern nach drei Schlaganfällen.
Der älteste Sohn Johannes, auch Theologe, führte die Arbeit seines Vaters weiter. Johann Hinrich Wicherns Arbeit fand in der evangelischen Kirche durch die Innere Mission, der heutigen Diakonie, seine Fortsetzung. Diese Organisation hilft Kranken, Behinderten, Alten, Kindern, Suchtkranken, Straffälligen und Menschen in der Dritten Welt.
Interessant ist, dass Johann Hinrich Wichern als der Erfinder des Adventskranzes gilt. Er brachte in der Zeit des Rauhen Hauses einen Kronleuchter so groß wie ein Wagenrad in das Schulzimmer. Darauf waren so viele Kerzen gesteckt, wie es Adventstage gibt. Jeden Morgen sangen die Kinder zunächst ein Adventslied, dann las man einen Text aus der Bibel vor. Schließlich zündete man jeden Tag eine Kerze an: rote Kerzen an den Wochentagen, weiße am Sonntag. Am Morgen des Heiligen Abends erstrahlte dann ein Lichterkranz, der in den kommenden Jahren zusätzlich mit Tannengrün, bunten Kugeln und Bändern geschmückt wurde. Damit war der Adventskranz geboren, auch wenn es noch einige Zeit dauerte, bis er in kleinerer, vereinfachter Form auch in den Familien aufgestellt wurde.